Storytelling in der Internen Kommunikation Teil II
Jeder kann lernen, gute Geschichten zu erzählen!
"Wir sind durch unsere Evolutionsbiologie darauf programmiert, sowohl Konsumenten als auch Schöpfer von Geschichten zu sein", sagt Jonah Sachs, CEO von Free Range Studios und Autor von Winning the Story Wars. "Das kann man durchaus lehren und lernen."
Sommer 2003. Ich bin mit ein paar Freunden zelten gefahren. Die Hitze des Tages und die turbulente Ankunft fallen langsam von mir ab. Endlich sitze ich mit Anja, Ilka, Bieze, Roland und Feuerstein am knisternden Feuer. Die Nacht schenkt uns ihre Geräusche. Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund. Roland spielt Gitarre. Als die Musik verklingt, bricht eine Stimme in die Nacht…. und es ist nicht meine!
Bis vor ein ein paar Jahren, hätte ich niemals darüber nachgedacht, eine Geschichte vor Zuhörern zu erzählen - ich wollte mich nicht zu sehr in den Mittelpunkt rücken und habe lieber die Geschichten anderer in Texte verpackt -> comfort zone. Um dann aber während einer herausfordernden externen Veränderungssituation, die Verbindung zwischen mir und meinem Team sicherherzustellen, Sinn und Engagement als Motivationsressourcen zu fördern, habe ich damit begonnen, das Geschichten erzählen zu üben. Dabei haben mir die frei verfügbaren Storytelling Worksheets von Jonah Sachs zu seinem Buch “Winning the Story Wars” geholfen.
Danach ist eine gute Geschichte ist auch immer ein Deep Dive in die eigenen Erfahrungen und sendet eine klare Botschaft. Zusammengefasst empfiehlt er dies:
1. Jede Storytelling-Übung sollte mit der Frage beginnen: Wer ist mein Publikum und was ist die Botschaft, die ich ihm vermitteln möchte?
Jede weitere Entscheidung über die Geschichte sollte sich aus diesen Fragen ergeben. Sachs sagt, dass Führungskräfte sich fragen sollten: "Was ist die Kernmoral, die ich meinem Team vermitteln möchte?" und "Wie kann ich das auf eine einzige überzeugende Aussage herunterbrechen?" Wenn sich ein Team also zum Beispiel so verhält, als ob Scheitern keine Option wäre, könnte die Botschaft helfen, dass Scheitern der Weg zum Erfolg ist. Oder um leitende Angestellte davon zu überzeugen, ein Risiko einzugehen, könnte es eine zielführende Message sein, dass die meisten Unternehmen darauf gründen, intelligente Risiken einzugehen.
2. Die eigenen Erfahrungen sind der Transmitter
Geschichten erschaffen lebendige und authentische Bilder in den Köpfen und Herzen der Menschen. Es lohnt sich also, in den eigenen Erinnerungen und Lebenserfahrungen nach Erlebnissen zu suchen, die die eigene Botschaft illustrieren. "Denken Sie an einen Moment, in dem Ihre eigenen Misserfolge zum Erfolg in Ihrer Karriere geführt haben, oder an eine Lektion, die Ihnen ein Elternteil oder Mentor vermittelt hat", sagt Sachs. "Jedes dieser Dinge kann ein interessanter emotionaler Einstiegspunkt für eine Geschichte sein."
Diesen Hinweis fand ich nicht einfach umzusetzen. Ich hatte bis ich Storytelling als Kommunikationsinstrument wiedererlernen wollte eher die Tendenz, persönliche Details bei der Arbeit nicht zu teilen. Aber Anekdoten, die Unsicherheit, Scheitern und überwundene Hindernisse beschreiben, machen uns authentisch und menschlich - also zugänglich. Unsere eigene Verwundbarkeit ist der Schlüssel zu den Zuhörer:innen.
Dennoch sollten wir selbst nicht die Helden unserer eigenen Geschichten sein. Der Fokus sollte auf Menschen liegen, die neben uns eine Rolle spielen, auf Lektionen, die wir gelernt haben, oder auf Ereignissen, die wir miterlebt haben. "Einer der Hauptgründe, warum wir Geschichten zuhören, ist, dass wir einen tieferen Glauben an uns selbst entwickeln", sagt Sachs. "Aber wenn der Geschichtenerzähler darüber spricht, wie großartig er ist, schaltet das Publikum ab." Je mehr man die eigene Entscheidungen feiert, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich das Publikum mit der Botschaft verbindet.
3. Konflikte und Hindernisse halten den Spannungsbogen
Eine Geschichte ohne eine Herausforderung ist einfach nicht sehr interessant. An dieser Stelle is es wichitg, die Konflikte, den vergossenen (Angst-)Schweiß oder erste unsichere Schritte zu beschreiben und sich trotzdem einfach zu halten. Nicht jede Geschichte muss ein Krimi sein. Einige der erfolgreichsten und einprägsamsten Geschichten sind relativ einfach und geradlinig.
Meine persönliche Herausforderung ist vor allem die Detailtiefe. Ich finde es schwierig zu entscheiden, welche Informationen noch relevant und interessant sind und welche nur noch langweilen. Details wie der Wochentag oder die Farbe der Schuhe, die ich getragen habe, bringen eine Geschichte nur selten voran. Aus meiner Erfahrung macht hier Übung den Unterschied und ein Bewusstsein für die Zuhörer:innen.
4. Übung macht den Unterschied
Freunde, Bekannte und vertrauenswürdige Kollegen - sie alle können die ersten Übungspartner sein, um die eigene Botschaft so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten. "Geschichten sind das ursprüngliche virale Werkzeug", sagt Sachs. "Sobald Sie eine sehr fesselnde Geschichte erzählen, ist das erste, was jemand tut, zu denken: 'Wem kann ich diese Geschichte erzählen?' Für die zusätzlichen drei Minuten, die Sie damit verbringen, eine Führungskommunikation in einer Geschichte zu verschlüsseln, werden Sie also eine Rendite sehen, die über Monate und vielleicht sogar Jahre anhält." Es lohnt sich - das weiß ich aus eigener Erfahrung als ewig Übende :).
Die Do´s and Don´ts auf einen Blick:
Do´s:
Das Publikum im Blick behalten. Den Rahmen und die Details danach auswählen, was bei den Zuhörern am besten ankommen.
Eine Moral oder Botschaft identifizieren.
Sich von den eigenen Lebenserfahrungen inspirieren lassen.
Don´ts:
Sich das Talent zum Geschichten erzählen absprechen - wir alle haben es in uns, unvergessliche Geschichten zu erzählen.
Selbst die Hauptrolle zu übernehmen.
Unnötige Details.
Natürlich unterstütze ich Sie gerne dabei, die richtigen Geschichten für Ihre Interne Kommunikation, Veränderungssituation oder Führungsaufgabe zu finden. Sprechen Sie mich an!
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